Huh, "hungern". Puh. Ganz schön großes Wort.
Ich versuche es nochmal.
Es geht nicht darum, "Mundraub" einfach hinzunehmen, sondern darum, daß es
IT-Konsequenzen haben sollte.
Immerhin hatte ich in der Intime-Ansprache extra nochmal darauf hingewiesen, daß gediebt werden wird. Und wie Katja ja ganz richtig schrieb, Finn war ja nicht allein, sondern zu sechst - er hätte ja einfach jemanden von den anderen bitten können, auf das Brot zu achten. Wenn Martin nicht damit rechnet, daß jemand das Brot ißt, was ist denn mit Finn? Deswegen fand ich die Szene schön - weil es zu Finn so gut gepaßt hat, nicht an so was zu denken.
Warum unterscheidet Ihr zwischen OT-Zorn und IT-Zorn? Was meint Ihr denn, was hätten die Kaskaren mit Balduin angestellt, wenn Finn ihn des Mundraubs angeklagt hätte? Meint Ihr, Kaskaren, die 30 Jahre lang Hunger kannten, nehmen das auf die leichte Schulter, wenn jemand
Brot stiehlt? Vielleicht hätten sie Balduin verbannt; vielleicht die Hand abgeschlagen; das Gastrecht hätte er wohl mit Sicherheit verloren.
Warum wollt Ihr OT-Sanktionen, wenn IT viel schlimmer bestraft wird?
Warum spielt Ihr nicht aus, wenn es Euch so aufregt? Warum ist es
Martin, der enttäuscht ist, daß nun "alles fort war", und nicht
Finn? Warum
Annette, und nicht
Leonie? Ich glaube, die NeuRhaetikoner Hexe zu bedieben, die bestens in allen Königreichen vernetzt ist, kann viel ernstere Konsequenzen haben, als Annette was wegzunaschen, und dabei denke ich noch nicht mal an Flüche.
Ich sage ja nicht, "nehmt das kommentarlos hin", ich sage, "wenn es Euch aufregt, macht schönes Spiel daraus".
Etwas allgemeiner gesprochen: Dieben ist immer ein schwieriges Thema, es gibt viele Orgas, die es schlicht auf ihren Cons untersagen. Damit löst man einige Probleme, aber man verzichtet halt aus meiner Sicht auf eine Menge Möglichkeiten zum Rollenspiel.
Im Archipel haben wir sehr wenig Diebe (im Vergleich zum Tisch-Rollenspiel oder anderen Cons), daher kam das Thema vielleicht noch nicht so häufig auf, aber immerhin ist seit nun über 60 Cons das dieben erlaubt - nun gibt es eine Diskussion darüber (ich finde Diskussionen an sich gut).
Und Probleme gibt es beim Dieben immer, nicht nur beim Essen. Beispiel: Es wird eine Waffe gestohlen. Der Besitzer kommt zur SL und sagt: "Der Kernstab ist gebrochen" und der Dieb kommt zur SL und sagt "der war schon kaputt, als ich die Waffe gediebt habe". Und jetzt? Was macht man dann? Ich weiß noch, auf dem Kehraus wurden Felle gediebt, dadurch haben Spieler nachts gefroren. War das in Ordnung?
Oder Katjas Beispiel, das Zauberbuch. Der Dieb würde es ins Feuer werfen, zögert aus OT-Gründen (hat ja viel Arbeit gekostet), wird überwältigt und meint: "Ach, das Buch ist IT übrigens verbrannt". "Ne", meint der Spieler des Magiers, "die Zeit hattest Du ja gar nicht, ich benutz das jetzt weiter". Soll ich es ihm dann als SL wegnehmen?
Oder: Das Buch wurde iT zerstört, OT aber ganz gelassen. Was macht denn der Spieler des Magiers mit dem Zauberbuch? Darf er es auf dem nächsten Con wieder verwenden, oder muß er sich so oder so ein neues schreiben? In letzterem Fall kann man es meiner Meinung nach getrost auch IT vernichten.
Ich finde, das ist eine gute und wichtige Diskussion (z.B. glaube ich, daß sehr viele Spieler gerade im Archipel ein Zauberbuch ohne zögern ins Feuer werfen würden, wenn sie es in die Finger bekämen). Für mich als Orga wäre es am einfachsten, wie gesagt, Dieben komplett zu verbieten, damit habe ich am wenigsten Ärger.
Apropos Ärger, mir ist auf dem Con ein Orkschwert abhanden gekommen (ca. 50,- Euro), und jetzt? Soll ich nun darauf verzichten, LARP-Waffen auf Cons mitzunehmen? Schüsseln, Gewandungsteile, OT-Gegenstände - irgendwas kommt immer weg. Diesmal eben Martins Brot.
Ich glaube, Enttäuschungen derart, wie sie nun eben Martin erfahren hat, gehören zum Hobby. Entscheidet Ihr, ob Ihr das "Dieben" als Bereicherung für's Rollenspiel aber eben auch mit der Möglichkeit, OT-Verluste zu erleiden, weiter im Spiel haben wollt, oder nicht.