AK Westfal - Zeit für Kritik

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AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon [Tom] » So 13. Okt 2019, 12:34

Hallo liebe Teilnehmer des AK Westfal,

Wir hoffen, dass ihr alle inzwischen wieder gut in die Realität zurück gefunden habt und dass es euch allen auch gut geht.
Die Week of Stories ist nun um, und Ina und ich würden uns sehr über jegliche Kritik an unserer Veranstaltung freuen.
Wir haben diesen Thread erstellt, in dem ihr gerne (für alle) posten könnt. Wenn ihr uns lieber etwas direkt sagen wollt, dann könnt ihr uns auch eine Email oder WhatsApp schreiben - oder uns auch anrufen! Die Adresse (westfal@gmx.de) geht nur an Ina und mich, falls ihr euch fragt, wer Alles dahinter steht.

Und natürlich bedeutet es nicht, dass ihr nach der Week of Stories keine Geschichten mehr schreiben sollt! Im Gegenteil, auch über weitere Erzählungen aus der Sicht eures Charakters würden wir uns sehr freuen!

Ganz liebe Grüße
Ina & Tom
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[Tom]
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Jennifer » So 13. Okt 2019, 23:04

Mmmm, diese leere Seite stört mich... hm. Dann mach ich also wieder den Anfang, wenn sonst keiner will.
Und da mir nach wie vor keine Kritik einfällt, mache ich jetzt mal einen klassischen "Wieder da"-Beitrag draus. Auch, weil ich gerne in größerer Runde erzählen würde, was mir so gefallen hat an dieser Art von Con. Ich bemühe mich um Knappheit, aber nun ja...

TL;DR: geile Con, mehr davon.

Ich hatte an diesem Wochenende enorm viel Immersion und ganz intensives Spiel. Das hat z.B. die Orga gemerkt, aber auch meine Mitspieler, die mich jeweils in unterschiedlichen Stadien von Verwundung erlebt und - unendlichen Dank - sich auf geradezu liebevolle Weise gekümmert haben. Dass es dazu kommen könnte, war mir vorher bewusst gewesen, und ich habe es genossen, während des Spiels zu wissen, dass ich im Zweifel damit nicht alleine zurecht kommen muss. Das hat mir viel Angst genommen und mich freier spielen lassen. Die Anwesenheit von hilfsbereiten Leuten, die auch den OT-Zustand der Mitspieler stets im Blick hatten, war, mehr als alles andere, Gold wert.
Es hat mir aber auch geholfen, vorher gewarnt zu werden, dass der Körper im Gegensatz zum Intellekt nicht in der Lage ist, Ereignisse als gespielt zu abstrahieren. So habe ich besser auf mich und andere achten können.

Eine Maxime der Con* war ja, den anderen schönes Spiel zu bieten. Dazu sollten die Charaktere natürlich möglichst riskante oder gar dumme Entscheidungen treffen, um mehr Aufhänger für dramatische Szenen zu liefern. Das fiel mir auch schwer, aber nach einem kleinen Anstoß von der SL habe ich mich dann ein wenig aus der Deckung getraut ;)

Ich habe auf dieser Con zwei Sachen gemacht, die ich mich sonst nie getraut habe: a) offenen Streit und b) Romantikspiel. Beides wurde erleichtert durch einige Techniken, die wir im Workshop zum Glück durchdiskutieren und üben konnten. Auch die Charaktervorstellungsrunde hat mich erstaunlich gut auf den Spielbeginn vorbereitet - auch wenn ich rückblickend wohl eher wenig auf die jeweiligen Charaktereigenschaften eingegangen bin, das mach ich beim nächsten Mal vielleicht mehr. **

1. "Ich könnte mir vorstellen"
Unerlässlich. Die Streitszene mit Jörg hat mich doch sehr mitgenommen, und das kleine Detail, wer wem zu welcher Minute an die Gurgel geht, bzw. halt an einer Stelle nahtlos ein "Nein" in die Szene einzubinden, hat mich in dem Moment viel meiner Würde retten lassen. Ebenso im Romantikspiel mit jemandem, den man kaum kennt - better safe than sorry.

2. Fluent time
Es hat mehr Vorteile, als man denken würde, sich nur in unbestimmten Zeitangaben auszudrücken. Man kann u.A. mehrere Wochen in zwei Tagen bespielen. Man kann aber auch die Zeit, die zwischen "eben gerade" und "neulich" vergangen sein soll, rückblickend mit Aktionen füllen, die für den eigenen Charakter sinnvoll wären. Es wäre z.B. arg unrealistisch, dass eine feine Dame an einem Nachmittag das Kämpfen lernt. Aber im Verlauf der letzten zwei Wochen hat sie ja durchaus Fortschritte gemacht... und kann jetzt schon ganz alleine Gemüse schneiden...

3. "Wirklich wirklich"
Olliviaa hätte intime Laminia Schnitzer niemals klar machen können, dass sie jetzt doch bitte langsam aufhören könnte, auf ihrer Unfähigkeit herumzuhacken - im Gegenteil, das wäre voll nach hinten losgegangen und hätte Jennifer hilflos und mit ganz viel Wut im Bauch zurück gelassen. Da sie aber "wirklich wirklich" fand, dass es damit jetzt mal gut sei, ist der Kelch an uns beiden vorbeigegangen. Ärger und Frust vermieden.

4. OK?
Die OK-Geste vom Tauchen, unauffällig vor dem Körper gefragt, lässt das Gegenüber mit dem Daumen wortfrei Antwort geben, ob es im aktuell OT gut geht oder eher nicht. Sehr sinnfällig.

"Weißt du noch?" hätte ich gerne öfter verwendet - vielleicht nächstes Mal.

--

Im Vergleich zu anderen Archipel-Cons gab es hier für mich relativ viele OT-Blasen, in denen ich allein oder mit anderen das laufende Spiel reflektieren konnte. Dadurch konnte ich mich mehr auf meine Mitspieler einlassen, und bin dadurch mutiger und bestimmter ins Spiel zurück gegangen. Die OT-Momente haben meiner Immersion also geholfen. Das gern genutzte OT-Zimmer, das zum Entspannen und Runterkommen da war, war dabei eine famose Einrichtung. Am Anfang war ich skeptisch, weil es ja ein Durchgangszimmer war, aber ich hatte den Eindruck, dass es als Ruheraum von allen Spieler*ixen respektiert wurde.

Abschließend danke ich Ina und Tom für die Mühe, die sie in all die Charaktere und ihre Beziehungen gesteckt haben - und auch in die Vorbereitung des Workshops. Es war wichtig, alle Spieler auf die gleiche Ausgangsposition zu bringen, so dass sich eine gute Vertrauensbasis bilden konnte. Es haben sich so viele ergreifende, komische, gruselige und traurige Szenen in Timbedien ergeben! Ich war ganz oft sackfertig, aber ich würde so eine Art Con jederzeit wieder mitmachen.

(Letzteres, weil ich diesbezüglich schon gefragt wurde.)

----

*Mein untrügliches und vortreffliches Grammatikgespür sagt mir, dass es wegen die Convention eigentlich auch die Con heißen müsste. Darum schreibe ich jetzt mal einen Beitrag lang "die Con".

**Grandios war es übrigens, Guiseppe und Candor beim "paranoiden" Abendessen zu beobachten! Ich musste mich stark beherrschen, damit man nicht sieht, wie ich grinse.
Sie sind also auch nicht zufrieden, auch Ihnen fehlt irgendwas: der Glanz und die Intensität, dieser nicht alltägliche Spaß.
Sie vermissen die großen Gefühle, das kann ich gut verstehn - auch Sie sollten mal wieder in die Oper gehn...
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Tommy » Mo 14. Okt 2019, 07:03

Guten Morgen!

Ich bin neugierig:
(...) Eine Maxime der Con* war ja, den anderen schönes Spiel zu bieten. (...)
Für mich ist das eigentlich die grundsätzliche Motivation, überhaupt zu LARPen.
Was würdest Du denn sagen, was eine mögliche Maxime anderer Veranstaltungen wäre, egal ob AK oder andere Cons?
Im übrigen bin ich dafür, daß die Reisezeit zu den Cons verkürzt werden muß.
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Katja - Berlin » Mo 14. Okt 2019, 08:21

Nach Rückkehr von der Ostsee werde ich auch gern schreiben
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon [Tom] » Mo 14. Okt 2019, 09:26

Tommy hat geschrieben:Guten Morgen!

Ich bin neugierig:
(...) Eine Maxime der Con* war ja, den anderen schönes Spiel zu bieten. (...)
Für mich ist das eigentlich die grundsätzliche Motivation, überhaupt zu LARPen.
Was würdest Du denn sagen, was eine mögliche Maxime anderer Veranstaltungen wäre, egal ob AK oder andere Cons?

Das ist sicherlich eine wertvolle und interessante Diskussion; ich würde jedoch darum bitten, diese bitte auszulagern in einen eigenen Thread.

Vielen Dank! :-)
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Jennifer » Mo 14. Okt 2019, 10:20

@Tom: hast Recht, werde erstmal per PM antworten.
Sie sind also auch nicht zufrieden, auch Ihnen fehlt irgendwas: der Glanz und die Intensität, dieser nicht alltägliche Spaß.
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon John » Mo 14. Okt 2019, 11:58

Hallo,

Für mich sind diese Kritiken sehr spannend. Bitte mehr und Danke von einen Außenstehenden.

Zwei Frage habe ich: Haben Euch die Mechanismen vom Con als Spieler geholfen andere Spieler hochzuspielen, sprich mehr auf ihr Spiel einzugehen und sich selbst auch bewußt zurückzunehmen um den anderen ihre "Bühne", ihren Hotspot zu geben? Gerne auch per PM oder im persönlichen Gespräch.
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon jd » Mo 14. Okt 2019, 20:06

Ich hatte eine lange Con Auszeit weil für mich irgendwie die Con Luft raus war. Ich hatte Vermutungen, woraus dieses 'irgendwie' genau bestand und dieser Con hat mir gezeigt, dass meine Eigen-Analyse-Vermutungen ausnahmsweise mal ziemlich richtig waren.

Das Con-Konzept war in einigen ausgewählten Punkten bewußt anders als sonst auf Archipelcons. Vieles war wie immer (bekannt und geschätzt), einige übliche Elemente (Plot lösen, Spieler Charaktere) fielen ersatzlos weg. Oberflächlich betrachtet kamen stattdessen verschiedene LARP-Techniken hinzu. Ich empfand diese als interessant und hilfreich, aber sie waren nicht das, was diesen Con ausmachte und sie sind nicht der Ersatz für die Lücke (Plot lösen, Spieler Charaktere). Sie sind halt Werkzeuge, die je nach Con Konzept sinnvoll seien können oder auch nicht.

Womit wurde die Lücke gefüllt, was gab es statt dessen? Charakterspiel hauptsächlich. Aber das ist etwas nichtssagend, schließlich ist das ja nichts Neues. Und es ist halt das was übrig bleibt, wenn man den Plot streicht. Eine Pizza ohne Belag würde man ja auch nicht für den Teig loben. Aber trotzdem war diese Lücke für mich die Hauptattraktion und das Feature dieses Cons. Denn diese Lücke hat Freiräume geschaffen.

Es ist fast unmöglich, das Fehlen von Dingen zu loben ohne dass das als Kritik an eben diesen Dingen rüberkommt. So will ich das nicht verstanden wissen. An Schach ist toll, dass es keine Würfel braucht. Das sagt aber nichts über Spiele mit Würfeln aus. (Ausser AA: da ist low luck einfach mal besser! It is known.)

Kein Plot:
Für alle, die nicht dabei waren: der (von aussen kommende) Plot bestand darin, dass die Bewohner eines kleinen Aussenpostens am Rand des Kriegsgebiet alle paar Stunden(IT)/Tage(OT) Nachricht bekommen, wie der Krieg so läuft.

Diese Nachrichten waren mal gut, mal schlecht, insgesamt immer schlechter, am Ende katastrophal und vor allem nichts, was wir in irgendeiner Weise hätten beinflussen können.

Die Abwesenheit von (gewinnbarem) Plot gab dem Charakterspiel eine andere Färbung und ein paar andere Möglichkeiten.

Auch wenn mir persönlich auf Cons der Plot schon seit längerem egal ist, will ich ihn anderen nicht mit meinem Spiel kaputt machen. Diese Sorge fiel einfach mal weg und das fand ich sehr befreiend, auch wenn ich es viel zu wenig genutzt habe.

Ohne (gewinnbaren) Plot kann ich ohne Bedenken einfach mal was offensichtlich Falsches/Dämliches tun, wenn es denn passt oder eine schöne Szene ergibt. Das würde ich sonst niemals tun.

Für jemanden wie mich, der kein Interesse mehr daran hat, den Plot zu lösen ist es aus purem Eigennutz auch nett, wenn die anderen es auch nicht tun. Dann ist niemand im Wald und sucht nach etwas oder rätselt an kryptischen Schriften rum. Alle sind im/am Haus und können mit mir spielen. So wie früher, wenn es regnet und die anderen Kinder auch nicht raus wollen.

Ein Unterpunkt von 'Kein Plot' ist auch: kein Antagonist. Niemand hatte finstere Pläne, die es zu entlarven und verhindern galt. Naja, so Einige hatten finstere Pläne, aber keiner davon war in irgendeiner Weise für Unbeteiligte richtig wichtig.

Ob die edle Dame ihren gehassten Gatten (der eine Zweit- bzw. seine Erstrolle dabei hatte) umbringt oder nicht und ob sie damit durchkommt oder nicht - das ist eine Vorlage für dramatische Szenen aber letztlich völlig wurscht. Dementsprechend kann man bei der Abwägung ihrer Schuld viel freier spielen als bei einem richtig wichtig Bösem.

Keine SCs:
Aus ahnlichen Gründen fand ich die Abwesenheit von SCs gut. Ich weiß eigentlich immer, wer SC ist und wer nicht und ich kann gar nicht anders, als SCs anders zu behandeln. Ich weiss ja selber, wie man an einem SC hängt und sich mit diesem identifiziert.

Bei einem NSC kann man davon ausgehen, dass diese Rolle wie im epischen Theater gespielt wird und auch so behandelt werden kann. Ein SC ist eher wie Cosplay. Da steckt Herzblut drin.

Ausserdem war es mal nett, dass wirklich alle Anwesenden einen guten Grund hatten, da zu sein und dass es ein schönes Geflecht aus Beziehungen und Leichen im Keller gab. Beides ist natürlich auch mit SCs möglich, aber bei mehr als ein paar SCs in einem kleinen Kaff in Timbedien geht das halt nur mit logischen Verenkungen.

So passte alles schön zusammen und ich wusste nicht schon vorher, dass X, Y und Z höchstwahrscheinlich keine Leiche im Keller haben, weils halt SCs sind, die schon so lange dabei sind, dass das schon längst rausgekommen wäre.


Summa Summarum hat dieser Con meine Erwartungen und Hoffnungen erfüllt und übertroffen. Es war für mich neu und spannend und mal was völlig anderes. Und dabei habe mich nur halb so sehr auf das Ganze eingelassen, wie ich Möglichkeiten gehabt hätte. Ich glaube, ich habe nur meine Füße nass gemacht, während andere voll ins kalte Wasser gesprungen sind.

Dementsprechend schliesse mich Jennifer an: geile Con, mehr davon! Und einen großen Dank an Ina und Tom!

Zu den Techniken:
Auch was die Techniken angeht stimme ich voll mit Jennifer überein. Insbesondere Fluent Time hat meine anfänglichen Bedenken völlig weggefegt. Es löst so viele Unstimmigkeiten in Wohlgefallen auf:
- der Gefangene bleibt halt nur eine halbe OT-Stunde gefesselt/eingesperrt
- gerade (OT gerade) waren alle vom Tod der/des XYZ ganz erschüttert und trotzdem singt man jetzt die nackte Elfe
- man hat halt jetzt Lesen, Kämpfen, Heilen wasauchimmer gelernt

Ähnlich gewendet hat sich meine Meinung bei den OT-Blasen. Ich denke jetzt dass die auch sehr gut sein können. Ich meine damit nicht nur kurze (regeltechnisch oder sicherheitbedingte) OT-Blasen, in denen man sich z.B. schnell einigt, ob man einen infight macht und wer den gewinnt. Oder die Auszeit, die man vielleicht braucht, weil einem etwas zu sehr an die Nieren gegangen ist. Solche OT-Blasen sind ja weder neu noch irgendwie strittig.

Ich meine damit Absprachen unter SpielerInnen: ob und wie man einen Konflikt eskalieren lässt, einen romantischen Plot spielt oder wie man sich das Verhältnis der Charaktere vorstellt/wünscht. Ich war und bin bei solchen Absprachen sehr skeptisch. Ich will ja kein Drehbuch nachspielen; auch keines das ich selber (mit)geschrieben habe.

Ich bin aber auch ein Harmoniebärchen und vermeide auf Cons (wie auch im echten Leben) Konflikte. Insbesondere mit Leuten, die ich nicht schon länger kenne. Etwas Distanz zum Geschehen zu schaffen, indem man (kurz!) OT über das Gespielte/Geplante spricht, sich mal anlächelt und sich die Vergewisserung holt, dass man zusammen und nicht gegeneinander spielt, gibt mir überhaupt erst die Möglichkeit, Konflikte auszuspielen ohne mich dabei schlecht zu fühlen.

Eine letzte Sache/Technik(?), die ich sehr gut fand und als kleine Antwort an John: JedeR sagte im vorhergehenden Workshop einen kurzen Satz zum Charakter und definierte damit zum Teil, wie dieser Charakter ist und auf andere wirkt.

Einer war der faule Ausredenkönig und das fand ich großartig. Natürlich waren seine Ausreden tatsächlich größtenteils völlig offensichtlich. Aber weil das vorher angesagt war, konnte man darauf eingehen (d.h. reinfallen) ohne dass man damit signalisiert hätte, einen Vollidioten zu spielen.
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Tommy » Di 15. Okt 2019, 15:09

Ich finde ja die Begriffe SC/NSC bei der Diskussion über Nordic LARP irreführend. Viele verstehen unter NSC rollenlose Springer, die z.B. im richtigen Moment ins Dorf kommen um zu erzählen, dass [setze beliebiges Plotelement]. SCs sind alle Charakter mit Namen, Hintergrund, Rolle.
Nach der Definition waren auf dem Westfal ausschließlich SCs. 8)

Ich glaube, die eigentlichen Unterschiede waren, daß zum einen keine Charaktere dafür gedacht waren, irgendwann erneut gespielt zu werden, und daß dies zum anderen allen SpielerInnen bewusst war. Da könnte ich gut nachvollziehen, daß man weniger Hemmungen im Umgang mit dem anderen Charakter hat (auch wenn ich das schade finde).
Im übrigen bin ich dafür, daß die Reisezeit zu den Cons verkürzt werden muß.
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Jennifer » Di 15. Okt 2019, 16:13

Ich habe das so verstanden, dass Jens da eher im Archipel-Kontext sprach.
Vielleicht machen wir mal einen separaten Thread für die vielen Fragen auf ^^
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Tommy » Di 15. Okt 2019, 16:26

Im übrigen bin ich dafür, daß die Reisezeit zu den Cons verkürzt werden muß.
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Katja - Berlin » Di 15. Okt 2019, 16:37

Mir geht so viel von dem Con nicht aus dem Kopf. Am liebsten würde ich schon von der Ostsee schreiben, aber es ist zu mühsam für all meine Gedanken via Handy. Drum warte ich besser auf Freitag in Berlin. Nur soviel muss schon sein: ich fand es grandios & verblüffend/ überraschend
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Susann » Di 15. Okt 2019, 22:21

Hallo in die Runde, liebe Co-Westfaler :)
vielen Dank für diese wunderbare LARP-Erfahrung nach 4 (?) Jahren Pause. Es hat mir wirklich außerordentlich Spaß gemacht, ein Wochenende in der Tristesse, dem Drama, den großen Fragen dieser und anderer Welten zu verweilen. Ein Riesendank an alle Beteiligten, allen Voran natürlich die Orga für die liebevolle Vorbereitung, die vielen Absprachen, Eure Flexibilität bei Rollenkonzepten, und natürlich an meine lieben MitspielerInnen, Ihr alle habt dies möglich gemacht! DANKE!
Für mich persönlich war das eine Con mit dem Besten aus beiden Welten, die geliebte Archipelwelt und ein Hintergrund, der mich nostalgisch werden lässt ;), und einem Spielkonzept, das sehr anspruchsvoll und im positiven Sinne herausfordernd war.
Ich konnte, auch durch die Techniken ("alles ok?-Geste", "Ich könnte mir vorstellen dass"/"Ist das alles", "wirklich,wirklich"), vglw. entspannt an einige emotionale Grenzen gehen. Diese Techniken halfen mir auch in für mich unerwarteten Szenen, Spiel in eine Richtung mit Anderen weiterzutreiben und parallel für mich abzusichern, dass diese Szene gerne so weiter gehen kann. Die OT-Räume halfen mir mehrmals, wieder "runter zu kommen", Szenen, Spiel und Ideen mit anderen abzusprechen, und auch eine entspannte, lustige Zeit zu haben, die für mich als Susann wichtig war/die aber IT - für den Charakter zu diesem Zeitpunkt unpassend gewesen wäre.
Kritik und Verbesserungsvorschläge habe ich eigentlich wenige, ein paar Dinge haben wir ja auch auf dem Debriefing bereits diskutiert und angemerkt. Das Debriefing war für das Spiel und die Gesamterfahrung unerlässlich und sehr bereichernd. Im Nachhinein hätten wir das, was wir da in der Gruppe geteilt haben, vielleicht dokumentieren können - in dem Moment fühlte sich das aber genau richtig so an. Vielleicht könnten wir die Workshops im Vorhinein noch etwas ausdehnen, z.B. mit Szenarios aus der Vergangenheit/Kontext die Vertrautheit mit den Regeln und den anderen SpielerInnen/Charakteren und lieber auf den ersten IT-Abend verzichten. Ich bin tatsächlich auch ein Fan von festen OT-Pausen zu Wachzeiten geworden, das kommt natürlich auf das Szenario an und wie dramatisch man wie lange spielen soll. Hier hätte das für mich auch gut gepasst, aber der OT-Raum, so wie er war und das Ork-Spiel hat das auch gut ersetzt.
So und nun zu dem, wie es nachgewirkt hat: Ich war auch, trotz sehr intensiven "nach-dem-Con-direkt-ins-fiese-OT-Arbeitsleben-geschmissen-werden", sehr in dem Erlebten verhaftet. Die Week-of-Stories war hier sehr schön, danke! Ich hätte auch gerne etwas beigetragen, vielleicht schaffe ich das auch noch. Danke auch für das Lied, das war ein echter Flashback, Tom ;)
Überrascht hat mich übrigens, das ich noch interessante Diskussionen und Gedanken hatte zu Themen, die mein Spiel auf dem Con berührt hat, und mit denen ich gar nicht gerechnet hatte. Da habe ich dann doch viel über mich als Person, aber auch über "Weltzusammenhänge" gelernt, was für mich auch sehr positiv ist.
Wenn ihr oder andere solche Spielkonzepte im Archipelkontext weiterverfolgen wollt, ich wäre sehr gerne dabei und habe auch großes Interesse an Austausch dazu (wenn zeitlich bedingt vielleicht auch nicht unbedingt im Forum, sondern lieber persönlich).
Danke, dass Ihr diese Con ermöglicht habt, alle miteinander. Bis hoffentlich spätestens nächstes Jahr, im Archipel oder anderswo :)
Liebe Grüße
Susann aka die Fragnerin Johanna
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Raphael » Mi 16. Okt 2019, 08:38

Hallo zusammen :)
Ich habe mich nun auch mal hier angemeldet. Dies ist das erste Forum in dem ich mich angemeldet habe. Und die Smilies hier sind echt mal kreativ :henker)

Nun hier auch mein Senf dazu:
Erst mal das wichtigste: das war scheiße
-

-

-(es ist Absicht das hier nichts steht)


Nachdem ich meinem Unmut „ausführlich“ kuntgetan habe nun zu Verbesserungsvorschlägen. Dabei möchte ich voraus stellen dass dies Verbesserungen auf hohen Niveau sind da die die negativen Sachen bereits oben erwähnung fanden.

- Ich fände es gut wenn in der Anmeldung, gerne auch in einer der letzten Mails vorm Con, genau drinnen steht ob es jeden Tag Essen gibt oder an der z.B. Anreise nicht
- Ich hätte es mir zwar zusammenreimen können das die Nächte kalt werden da ihr geschrieben habt das es nur einen Offen gibt, aber ich habe es mir nicht zusammengereimt. Vielleicht wäre das auch etwas was in der Anmeldung mehr betont werden könnte
- Zu dem Essen gleich noch mehr aber hier erst mal, falls es keinen großen zusatzaufwand für euch bedeutet hätte ich mich über Volkorn Semmeln gefräut
- Ihr habt euch echt Mühe gegeben uns Psychisch gut durch den Con und den Conkater zu führen, vielen Dank dafür es hat mir wirklich geholfen. Es war wie ein Soziales Sicherungsnetzt das ihr da aufgestellt habt. Die einzige kleine Lücke die mir aufgefallen ist ist das man noch anmerken hätte können ob es jemanden gibt der einen auch Nachts unterstützt und dafür aufsteht wenn einem die Psyche Nachts entgegenkommt. Es kann aber auch gut sein das ihr es gesagt habt und ich hatte Petersilie in den Ohren. Die Idee kam mir da für psychisch instabile Personen oft mit dem Schlafen probleme haben. Da können sich einige nicht so gut ablenken und sind mit sich und ihren Emotionen allein.


Nun zu dem Lob. Ich könnte nun Seiten füllen mit meinen Postiven Gedanken zu der Orga, ich hoffe das es passt, wenn ich mich aber hier aus zeitgründen auf mein Lob bei der Reflexion des Cons verweissen und hier nur Sachen auflisten, die mir noch aufgefallen sind.

-Ich fande es für den Spielfluss wahnsinnig bereichernd und vereinfachend das wir verpflegt wurden. Dazu war die Vegetarische Verpflegung wirklich gut. Danke dafür
- Dank den möglichkeiten OT zu gehen und mit anderen über das Spiel wärend des Spiels zu reflektieren konnte ich besonders gut Dinge mitnehmen aus dem Con und dies schwächte für mich auch den Conkater ab
- und zu guter letzt: 70€ für Schlafplatzt, Essen und tolles Con, das war wirklich preiswert
-Die Geschichte die wir durchlebten war wirklich gut geschrieben. Mir hatt die dadurch erzeugten Stimmungen und deren Verlauf wirklich gut gefallen

Als letzter und Wichtigster Punkt für mich.

Ein großes DANKE an Ina Tom

Und ein GERNE WIEDER an alle

Raphael
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Re: AK Westfal - Zeit für Kritik

Beitragvon Thorsten » Mi 16. Okt 2019, 10:45

Jetzt auch von mir ein Feedback, da ich im Urlaub gar nicht so viel zusammenhängende Zeit finde, um einen längeren Text zu verfassen ;)

ZUM IT:
======

Als Hauptmann hatte ich gefühlt schon einen Plot, denn ich war immer der Vermittler zwischen den Nachrichten und den Spielern und hatte auch irgendwie die Aufgabe, nicht zu viel Hoffnung zu verbreiten, nicht zu effizient unser Überleben zu sichern und dennoch keinen Spieler über die Klippe springen zu lassen. Deswegen war ich zwischendrin oft OT, ohne im OT-Raum zu sein und habe im Kopf Szenen geskriptet und einen Eskalationsbogen geplant. Das haben dann Ende des ertsen Tags auch Ina und Tom mitbekommen - sorry dafür.

Lektion fürs nächste Mal: Laufen lassen. Auch im ersten Tag abgesetzt zu werden, hätte zu weiterem schönem Spiel führen können (es sträubt sich in mir immer noch ... :P ). Aber andererseits bin ich mit dem Resultat eigentlich recht zufrieden. Außer, dass ich dann halt doch gegen Ende NICHT mehr abgesetzt worden bin. Das hat aber damit zu tun, das Marcus und Esther mein Skript gebombt hatten und danach Ina/Tom auf die Bremse getreten haben, weil es für Falk noch eine Möglichkeit zu entkommen gegeben hätte. Ach ja: wäre Falks Name nicht gezogen worden, hätte er vor versammelter Mannschaft noch mal desertiert. Ihr seht, ich hatte auf diesem Con einen starken Hang gehabt, die Geschichte zu kontrollieren :/

Dennoch war ich so weit in der tristen und ängstlichen Stimmung gefangen, dass meine Kreativität ziemlich langsam war - da war ich von mir selbst ziemlich "negativ" überrascht. Erst am Abend danach in der Badewanne sind mir dann Ideen gekommen wie: man hätte als todlose Bestrafung noch auspeitschen lassen können, das hätte noch einmal viel Spiel bringen können.

Lektion: Hier hätte ich den OT-Raum evtl. bewusster nutzen sollen. Ich war genau einmal drin und das war nett, aber gefühlt hat es mir für den Con nichts gebracht. Stattdessen saß ich ein paar Mal herum, habe tatenlose Angstdepression gemimt und dabei OT geplant.

Ansonsten fand ich Setting und Realisierung sehr gut und ich lobe alle, die mitgeholfen haben Palisaden zu bauen, das fand ich mal sehr gut. Hier möchte ich die Kritik an zu effizientem Spiel zurückweisen, denn so konnten sich alle auch intime mal einbringen und erholen.

Aber die Rolle des Falk war sackschwer - dafür schon mal ein großes Danke!

Zu den Mechanismen:
==================


Alles in allem schließe ich mich den positiven Rückmeldungen meiner Vorschreiber an, außer bei:

Ich könnte mir vorstellen, dass:
---------------------------------------------------

Diesen Satz finde ich für Infights viel zu langsam. man schaukelt sich hoch, wird hitziger und lauter, rempelt sich meist sogar schon leicht an und dann kommt ein Cut von ganzen acht Silben - phew. Da sollte ein Symbol her, Faust in die Hand schlagen gefolgt von Daumen hoch oder runter des Gegenübers und keinem Schlagabtausch bei keiner eindeutig positiven Antwort.

Ansonsten ist das übrigens eine gute Regel, für langsamere Szenen, wie einen Ehestreit oder ein Techtelmechtel.

Fazit:
=====

Gerne wieder, gerne auch in "freieren" Rollen für mich - ich habe definitiv noch Übungsbedarf ;)
"Das übersteigt mein Fassungsvermögen", sprach der Zwerg und setzte das Bierfass ab.

Grimmamagara Tor (Vulgure, Neu Rhaeticon)
Khan sin Elroana (Ratnik der Silberspinnen - EC)
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